Donnerstag, 19. November 2020

NEWS incoming: Neuer Blog, neues Glück?!

https://struktursuppe.blogspot.com

Es wurde mal Zeit für eine (zumindest visuelle) Veränderung und einen neuen Namen, aber ganz aufhören will und kann ich auch nicht. Also gehts vom Kopfkino eine Etage hoch, zur Struktursuppe. 

Montag, 28. September 2020

verschleiert

(Kurze Zug-Schreib-Maßnahme als Gedanken-Ordnungs-Strategie)


Die Welt besteht aus so vielen Missverständnissen. 
Viele davon verschleiern die Realitäten. 
Zum Beispiel; Unsere Freiheit beruht auf anderer Ausbeutung. 
Oder; Das Recht was hier gilt, beruht auf anderen Ungerechtigkeiten.

Alles kriselt und kreist sich doch in unseren Köpfen ist es neblig. 

Wir denken; wir haben das Recht, es anderen zu verwehren. 
Wir meinen damit; wir sind mehr wert als andere.
Wir haben vergessen, dass alles ein großes Irrtum ist. 
Zufall wo wir herkommen, Zufall wo wir hingehen. 
Wir sagen; wir haben das Richtige und ihr das Falsche. 
Wir dürfen mit dem Finger auf "euch" zeigen und "ihr" schreien. 
Wir dürfen das.

Alle ängsteln, niemand weiß Bescheid. 

Viele trauen sich nicht. 
Viele sehen sich intensiv an.
Viele vergessen sich und werden mit der Zeit unsichtbar.
Viele vergessen die, die unsichtbar geworden sind.  

Menschen gehen nicht mehr als fünf Meter Sichtweite und fürchten sich vor der Ungewissheit auf der vermeintlich anderen Seite. 

Dabei ist die Welt rund und keine Scheibe. 
Dabei ist das Komplizierte viel einfacher, wenn man es mit Abstand betrachtet.

Und am Ende bleibt nicht viel, wenn alles geht. 
Sich alles dreht und einiges verloren geht.
Und wir, wir überleben garantiert nicht.

Freitag, 25. September 2020

Das leise Knistern

 
Du denkst es ist ganz einfach. Klamotten aus und rein. Pellst langsam deine Socken von deinen Füßen, die schon glühen und es nicht länger ertragen Können eingepfercht zu sein. Streifst deine Hose ab, wie ein Gewand nur sperriger, zerrender. Dann deinen Pullover, der das T-shirt direkt mitnimmt und du ein verknotetes Etwas um deinen Hals baumeln hast und dich um ein Haar selbst strangulierst. Dann stehst du immerhin schon mal da. Fast nackt. In Unterwäsche, nicht die glanzvollste, aber immerhin schwarz. Es hätte also schlimmer kommen können. Dann die Brüste befreien. Der Verschluss springt wider Erwarten einfach auf und sie sind frei und nackt, genau so wie es sein sollte. Der Slip zuletzt, schnell und dennoch bleibst du kurz hängen mit dem einen Bein und stolperst fast. Nun hast du es geschafft und stehst da. Ein Fuß berührt das Wasser. Es ist so kalt wie du es in Erinnerung hattest. Auch dein Körper erinnert sich. Arschkalt also. Ein erstes Zögern macht sich breit. Aber du bist ja schon nackt. Du kannst dich nicht schubsen, du kannst es nur durchstehen und musst mental stark sein. Aber du bist verbundbarbar. Fühlst dich wie ein rohes Ei oder wie ein Kind oder wie jemand der Angst hat, der nicht hart und kalt sondern weich und warm ist. Du fühlst dich auch ein wenig verlassen und so als ständest du vor etwas was du nicht ganz einschätzen kannst, aber von dem du vermutest es könnte etwas Großes werden. Du denkst dass alles in Sekunden, aber du frierst und dein Zeh zuckt. Irgendwann stehst du bis zum Bauch drinne und merkst den kritischen Punkt, den du bereits überschritten hast. Trotzdem; Du hattest dir das Alles anderes vorgestellt. Einfacher. Geschmeidiger. Du bist an Land gekrochen. Vor viel zu langer Zeit. Deine Schwimmhäute sind verklebt, dein Atmen ist viel zu kurz geworden. Und du fragst dich jetzt; Wie solllst du das schaffen? Doch du lässt dich ein, fällst und sinkst zugleicht. Spürst wie du leicht wirst und aufgehoben bist. Zwischen dir und dem Boden nichts, also genau wie fliegen, nur anders herum. Deine Arme zappeln und deine Beine strampeln und am Ende tust du das was zu am Besten kannst. Unter dir knistert es ganz leise und du fühlst dich irgendwie Zuhause. Über dir summen die Wellen. Deine Haare stehen zu Berge und deine Flossen fangen langsam wieder an zu wachsen. Und du schwimmst im Meer. 



Donnerstag, 2. April 2020

Überprüfen Sie Ihren Einkauf und gehen Sie zur Kasse

Ein nervöses Zucken in meinem linken Auge. 
Vielleicht liegt es daran, dass ich seit Ewigkeiten in meinen Laptop starre. Ich habe viel in meinen Einkaufswagen gepackt, einiges wieder gelöscht und ein paar neue Sachen hinein gelegt. Eine Joggpants und ein fucking Morgenmantel sind auch dabei. Alte! Vielleicht liegt es aber am Wetter - also das nervöse Augen zucken (Umschwung? helles Licht und kalte Luft? warme dann wieder kalte Luft? zu viel Drinne und zu wenig Draußen? oder einfach zu wenig Abwechslung, oder doch zuviel? oder es ist einfach zu krass alles? ja... am Ende ist eh alles zu krass)? Oder doch Corona? Von Augen zucken stand da eigentlich nichts. Nirgendwo. Nicht mal auf den fraglichen Seiten. Aber wer weiß? Vielleicht ein unentdecktes Symtom? Oder das Symtom der Symptome? Und trauen kann ich am Ende ja eh niemanden, außer mir selbst. Und mir selbst traue ich sowieso schon lange nicht mehr. 
Meine Hände sind auch kalt. Und das schon seit Tagen. Und irgendwie werden sie auch nicht mehr warm. Weil; ist ja Kontaktsperre und wer will da schon freiwillig Hände wärmen. Seit Tagen sitze ich auf meinem blauen Sofa mit dem blauen Meer im Hintergrund und lasse mich jeden Abend pünklich um halb 8 (dann Zeitumstellung: schon halb sieben!) die Planzen ans Gesicht projektieren. Das sieht so schön aus (denke ich), dass ich einige Selfies mache (sieht gar nicht soo schön aus) und dann starre ich wieder in meinen Laptop der in einem perfekten 45 Grad Winkel auf meinen Knien trohnt.
Im Hintergrund läuft abwechselend Dire Strait "Sultans of Swing" und The Zombies "Time of the Season". Extra laut und so dass es mit Sicherheit sehr ungesund ist. Wahrscheinlich habe ich spätestens wenn die Sache vorbei ist einen Hörschaden. "Die Sache" ist wie alles was man nicht mehr beim Namen nennt mysteriös und gefährlich. Also wirklich! Vielleicht ist die Sache aber auch nie nie vorbei und ich habe trotzdem einen Hörschaden. 
Immer wenn "what your name? who's your daddy... is the rich like me?" kommt, singe ich sehr laut mit. Das selbe gilt natürlich für "And Harry doesn't mind, if he doesn't, make the scene" Mehr kann ich nicht, obwohl ich quasi nichts anderes mache. Ich weiß nicht mal um was es in den Songs geht. Und ich werde es auch garantiert nicht nach gucken. 
Und die Sonne geht unter. Und klar, ich habe es schon mit anderen Songs versucht. Aber es geht nicht. Es scheint so, als hätte mein Gehirn noch Platz für diese beiden Stücke vollendeter Musikgeschichte. In den letzten Wochen habe ich so viel Zeit und wenig Erkenntnisse gehabt. Es ist so als würde mein Gehirn auf Stormsparmodus laufen. Auch mit den Wörtern klappt es nur noch so 50/50 und es passiert häufiger, dass ich die falschen Artikel benutze, wenn ich mit meinen Planzen oder mit mir selbst rede. "Ok ihr Lieben, es wird mal wieder Zeit den Planzen zu duschen" und solche Sachen kommen dabei raus. 
Dafür träume ich wild, sehr realistisch und wache jeden Morgen äußert gestresst auf. Es ist so, als hätten sich Tag und Nacht verschoben. In meinen Träumen fahre ich in schwarz lackierten SUVs durch die Straßen, wundere mich mal wieder, dass niemand checkt, dass ich keinen Führerschein habe und treffe mich mit all meinen Freunden und Nicht-Freunden. Ich verreise und verpasse andauernd Züge. Dann wache ich auf und schlafe quasi den ganzen Tag. Außer dass ich eben wach bin. Und andauernd drifte ich ab und befinde mich dann Jahre wo anderes. Zum Beispiel auf Klassenfahrt oder im Club oder am Strand. Und dann bin ich wieder hier und plötzlich ist es schon dunkel und ich habe noch nichts gegessen und bin ganz durstig. 
Manchmal verwechsele ich schon völlig die Uhrzeiten und mache mir Porridge als Abendbrot (WTF?), manchmal haue ich mir auch einen Gin-Tonic zum Frühstück rein (WTF? aber stört ja keinen) und klicke mich dann wieder durch meine ganzen Einkaufswagen.
Gerade liegen darin: eine Gesichtscreme mit Lichtschutzfaktor 50 und eine Menstruationstasse. WTF!! Als ob ich jemals das Haus verlassen werde und mein Körper ist sowieso viel zu gestresst um bluten zu können. Deshalb klicke ich nicht auf "zur Kasse gehen" sondern lösche die Artikel lieber wieder und lege stattdessen einen super soften BH und anthroposophische Augentropfen hinein. You never know. Auf Instagramm empfehlen sie alle Everyday Workouts und lesen jeden Tag fünf Bücher (was sagt das über unsere Gesellschaft aus?). Auf Netflix schauen sie alle Tiger-Dokus, Freud Verschnitt-Serien und "Unorthodox". Ich dagegen habe mit "Breaking Bad" begonnen. Was die Sache nicht besser macht (Natürlich nicht. Natürlich macht gar nichts die Sache besser.)
Mein Handy blinkt und mein Vater gibt mir Youtube Tipps. Außerdem werde ich daran erinnert mehr Wasser zutrinken und endlich das Live-Workout (was jetzt nicht mehr live ist) mit zu machen. Und meine Arbeitskolleginnen rufen an und erinneren mich dass ja morgen Telefonkonferenz ist. 
Stimmt, eigentlich bin ich ja im Home-Office. Aber ist nicht morgen eh Ostern? 
Mein Lieblingsfeiertag, wie traurig.
Der Himmel hat sich jetzt hellrot verfärbt und ich sitze im stockdunklen. Mein Handyakku geht leer und deshalb hört auch "Sultans of Swings" abruppt auf. Ich höre ein leises Fluchen im Nebenzimmer, den Staubsauger eine Etage tiefer und die Nähmaschine nebenan rattern und erinnere mich, während mein Auge nervös und leidenschaflich weiter vor sich hin zuckt; ich bin nicht alleine.


Wahrheit und Fiktion liegen ja bekanntlich nahe beieinander.
Everybody: Freak, but stay strong!

Montag, 13. Januar 2020

Beeing 30

Auch wenn ich dieses - also nein letztes - Jahr kaum Zeit hatte nur zwei Post zu verfassen (Ausrede!), nehme ich mir jetzt die Zeit für einen ordentlichen Jahres-Ab-Riss. Für wen (ich nehme an, außer meinen treusten Leser*innen - meinen Eltern - liest das hier niemand)? Natürlich hauptsächlich für mich und das Universium. Den hier bleibt alles und nichts geht verloren. Oder alles geht verloren und nichts bleibt? Ansichts-Sache. 
Immerhin sind es gerade (als ich den Post schreibe und dann vergesse zu posten...) die "Rauhnächte" (ja, schon wieder so ein Eso-Scheiß, bzw. Neo-Eso-Gehype!) und mir wurde nahegelegt, dass ich mich nun noch mehr mit Selbstreflektion als sowieso schon beschäftigen soll. Rauhnächte = Besinnung = Ego- statt Altruismus. Und dennoch ein schöner Ismus. Denn wo kämen wir ohne die hin?
2019 geht jedenfalls in meine Geschichte ein, als das erste Jahr in dem ich einen "richtigen Job" ausgeübt habe, tatsächlich kaum krank war und ich dreißig wurde. Whaaat?
Jep, nun bin ich also in einem neuen Zeitalter angekommen. In diesem konsumiert man jetzt nur noch Nerven- und Verbentee, plant den Erhalt der Menschheit und sucht im Netz nach dem perfekten Spot zum Niederlassen - oder Knien. Naja schaun wir mal!
Um es vorweg zu nehmen, ich und mein stählender Körper leben nicht in einem Tiny-Haus und backen - polnisch lernend - jeden Tag kuchen! Aber Hey; immerhin habe ich jetzt E-Antrieb (an meinem Klapp-Rad).

Viel zu strampeln (wenn auch mit E-Antrieb)!

Neben viel (neuer und intensiver) Arbeit voller Erfolgs- und Ohnmachtsmomenten, war 2019 auch ein Jahr der Wochenend-Ausflüge und 10000000 Stunden (ein Schätzwert) Zugfahren. Und wirklich voller Scheiß-Schreckensmomente. Und voller Ideen. Ich glaube ich war selten so manisch. Und depri. Also ziemlich bi-polar. Aber das wäre auch wieder völlig manisch. Also eher: normal neurotisch.
(Wobei normal ja auch ein schrecklich Wort ist.)
Kurzum: in diesem Jahr habe ich mich in einem permanenten Struggle zwischen Überforderung und innerem Wachstum gefühlt. Ich habe so viel gelernt und hatte so viele kleine Nervenzusammenbrüche. Auf Dauer also ziemlich anstrengend. Insbesondere weil mir ein Ausgleich dieses Spannungsverhältnis gefehlt hat. Das waren auch die Auswirkungen von 2019: fast alle meiner engen Freunde sind aus der Stadt verschwunden. Und im Grunde sind keine neuen dazu gekommen. Was ich also sonst mit langen Waldspaziergängen oder intensivem Kaffee-trinken mit Deep-Talk und einer guten Freundin ausgleiche, viel plötzlich (fast) weg. Was für mich auch ziemlich schockierend war; selbst kaum Zeit und Energie für Alltagsbegenungen zu haben. Umso schöner, dass ich die Zeit und das Geld (!) hatte, auf diversen Wochend-Ausflügen meine Lieblingsmenschen - in ganz Deutschand verteilt - zu besuchen.

 

10000 Ideen, ohne eine Konsequenz

Mein Kopf hat selten so viel und so schnell arbeiten müssen wie 2019 habe ich das Gefühl, aber vielleicht liegt es auch einfach an dem Fact, dass es langsam anfängt langsamer und angestrengter arbeitet. So viele großartige Ideen ich dieses Jahr hatte, so wenig habe ich davon tatsächlich umgesetzt. Klar, meine Spinnerein sind nicht immer sofort und oder überhaupt umsetzbar und dennoch macht es wenig Spaß, wenn alles immer (generalisiert, natürlich) nur Zukunftsmusik bleibt. Hier wird aber auch meine große Schwäche sichtbar; Ungeduld und meine ständige "I want it all and i want it now" Mentalität, die wirklich krass anstrengend sein kann.

bitte mehr: Flow!

Ganz dem Zeitgeist entsprechend wünsche ich mir für das kommende Jahr nicht nur, dass die Welt noch die Kurve kriegt und einige zur Besinnung kommen, sondern natürlich auch mehr achtsames und gewaltfreies dahin flow'en. 2019 gab es ein paar Momente des Flows, aber grundsätzlich waren diese eher rar. Dennoch habe ich das Gefühl, dass mehr bei mir ankomme, anstatt irgendwas seien zu zu wollen, was ich nicht bin und mich weniger (aber natürlich immer noch) schere was die anderen denken. Ich wünsche mir deshalb dafür  Mut und Verständnis vom Universum und meinen Mitmenschen (haha, sind wir hier bei Wünsch dir was?). Damit meine ich auch: einfach mal Volle Kanne machen und gucken was passiert. Mehr "do things you love", denn "Selbstmanagement" als Ausgleichz zu Welt- und Wachstumsschmerz. Damit impliziere ich aber auch: es wird weiterhin herausfordernd (aber das war ja zu erwarten).

Am Ende bin ich so dankbar, dass ich so viel Zeit/Raum/Ressourcen für Selbstreflektion und Gelaber/ Geschreibe, für rumreisen und rumeiern, streunern und gärtnern, kochen und viel essen, disktutieren, lesen und lamentieren, für Yoga und Siebdruck und all den ganzen Scheiß habe. Dafür lohnt es sich der ganze Aufwand (das Leben) allemal. (amen.)



Dienstag, 20. August 2019

Zwangshandlung

Ich versuche mich im Schreiben als innere Zwangshandlung. Forciert und künstlich erzeugt, im Feierabend-Modus und auf dem Sofa hängend. Ein Bein in der Luft, ein Arm bereits im Halbschlaf. Mein Kopf schwirrend, mein Bauch knurrend. Die Gedanken: erst Essen und dann Yoga oder anders herum oder doch lieber gleich Netflix?
Nein, vorher noch ein Text. Über Migräne und am Liebsten würde ich dazu eine ganze Ausstellung machen: mit Texten, die keinen Sinn ergeben, crazy Räumen, die erst quitsch gelb und aggressiv und dann schwarz und eng sind. Oder gleich ein tiefes Becken zum tauchen. Dazu Bilder von zertrümmerten Dingen, die aber poetisch und gar nicht furchtbar aussehen.


Der Kopf ist ein Instrument, das man nicht immer zu benutzen weiß. Jetzt gerade ist es irgendwas zwischen Buena Vista Social Club und einem Sophie Hunger Song. Leicht und rhythmisch und gleichzeitig so schön wirr und schmerzhaft. Schön ist auch, das Nichts da ist und sich in einem leeren Raum aus glattem Zement hin und her wälzt. Oder tanzt? Es ist bereits ein Wimmern zu spüren, direkt links unterem Auge und es zieht langsam bis in die erste Stirnfalte. Die Abspaltung zwischen Kopf und Körper geschieht langsam und mit diversen Vorzeichen. Ich kenne Sie zu genüge und manchmal habe ich das Gefühl, ich könne sogar den Zeitpunkt kontrollieren, wann es geschehen kann. Es ist so, als würde ich die kontrolliert die Kontrolle abgeben können. 
Vielleicht ist das Quatsch, vielleicht auch eher eine philosophische Frage. 
Aber das Wimmern wird zu einem Hupen. Ja, ein ziemlich lautes Hupen. Zwei Hupen, links hinterm Auge und rechts hinten über der dem Nacken. Vielleicht ist es eine Kommunikation zwischen zwei Nerven. Jedenfalls nervt es ganz schrecklich und ist mehr wie so ein Song der nicht aufhört und gleichzeitig an einer Stelle springt. Man denkt, ok jetzt geht es endlich weiter, aber nein. Wieder von vorne. Hupende Autos im Stau und es ist es stickig. 
Das ist dann der offizielle Anfang. Von nun an reagieren andere, aber nicht ich. Ich liege nur und eine schwarze angenehme Decke aus Schmerz legt sich über meinen Kopf. So als würde man tauchen tut sich eine andere Welt auf, die auch schön, aber nicht sehr lebenswert ist. 
Neue Gänge voller Meer und Tiefe werden aufgewühlt, aber ich bin nicht bereit sie zu gehen. Ich friere, denn unter Wasser friert man eben irgendwann. 
Dann wieder Nichts, außer Zeit die vergeht, wie ein Windhauch von weitem. 
Dann wieder Nichts. 
Dann Nichts und auch die Tiefe geht. Langsam auftauchen. 
Dann auftauchen und in einen Berg voll Watte springen. 
Dann in der Watte liegen. Regunglos.
Der Körper ist darin verpackt und die Musik dudelt nur noch Dumpf. 
Hunger und Kälte. Dann Hitze und immer noch großer Hunger. Am Besten fettig und fleischig. 
Ich habe das Gefühl eine lange und anstrengende Reise gemacht zu haben, an die ich mich aber nicht mehr erinnern kann. Wenn ich aufstehe zieht es von den Füßen bis in den Haaransatz, aber der Hunger überwiegt. Licht ist trotzdem schädlich, also esse ich im Dunkeln und mit Sonnenbrille auf der Nase so viel wie ich nur kann, schaufele und stöhne vor Erleichterung. Dann falle ich zurück in die Watte, die mich auffängt wie es ein Wundermittel nur kann, mich bescheuert und redselig werden lässt, plappernd, kindisch, wirr. 
Mein Kopf ist ein Instrument, das ich nicht immer zu nutzen weiß, das sich manchmal wie verquirltes Leben anfühlt. So unsortiert und abgedreht, dass es hin und wieder einfach überhitzt und die Sicherung springt. Zur Sicherheit, aus komplizierten Gründen. 


Zur akustischen Untermalung: Natürlich das oder das!

Dienstag, 19. Februar 2019

crazy little thing called Feierabend.


Ich warte auf etwas, auf was ich niemals warten wollte. Mein Nacken ist verspannt und eine Handbreite unter meiner linken Schulter wird der Daumengroße Knubbel langsam hart wie Stein.  Meine Finger tippen müde auf dem Stück Plastik vor mir herum. Machen klick, klack, klack. Ich summe dazu ein bisschen, popele in der Nase, gähne. Die einzige Pflanze in diesem Raum ist inzwischen ganz blass geworden. Sie ist nicht mal mehr grün, sondern eher fad. So eine Pflanze, die langsam ihre Farbe verliert, habe ich noch nie gesehen. Ich frage mich, ob sie irgendwann weiß wird, oder ob sie vorher stirbt. Sie ist meine Metapher-Pflanze, ich nenne sie 'Über-Ich'. 

Durch die Tür kommt eine Person. Frida. Sie sagt 'naaa bald so weit?'. Ich sage 'ja bald', lächele sie an, eher fad und stelle mir indes vor, ich würde meine Tagesgespräche codieren. Ich überlege mir kurz einige Kategorien: Abkürzungen, Codes, Zeit, Gemüt. Dann schließe ich die Excel-Tabelle und überlege was als nächstes zu tun ist. Meine To-Do-Liste ist genauso lang wie meine imaginäre Ikea-Einkaufsliste. Und ebenso urgent. Frida kommt wieder. Ich werde aus meinen Gedanken gerissen und schreibe deshalb nur Blödsinn auf meinen Notizzettel. Z.B. Gedanken-reißen. Das passiert mir häufiger. Ich versuche mich auf ein kurzes Gespräch mit diversen Abkürzungen und Codes zum Thema Zeit und Gemüt zu konzentrieren.
'Alles ok?' Ich verziehe den Mund zu einem langen Schlitz und lächele mild. Da ich nicht lügen kann, mache ich stattdessen interpretierbare Grimassen. 'ohje'- Schiefer Blick. 'hast du schon das neue Formular ausgefüllt?' 'welches?' 'na das zur Verhinderung von Spaß am Arbeitsplatz!' Frida lacht laut und ich starre in den PC. Ich rolle ironisch mit den Augen und sage 'ha ha'. Über-ich schaut mich traurig an, Frida geht.

All dieses Potenial das hier rumliegt. In Scheiben und ordentlich sortiert. Ich schreibe auf meinen Merkzettel: positive Einstellungen infiltrieren. Sonst bekomme ich noch den Preis für die grummeligste Person, die hier jemals gearbeitet hat, die ständig flucht und blass wird, wenn sie einen elektrischen Schlag von der Türklinke bekommt. Ich arbeite weiter und hart an mir. Ich sehe, dass der Himmel wieder blau wird. Fülle Formulare aus und schreibe Protokolle und Pressemitteilungen. Ich schreibe bis meine Finger wund werden und mein Po dazu. Dann stehe ich auf, lasse mir einen letzten Schlag geben, schaue bei Frida rein, sage ihr Tschüss, wünsche einen schönen Tag, hebe die Hand für einen letzten Gruß und verlasse mit gesenktem Blick das gläserne Gebäude. Die Frau am Empfang schaut kurz hoch, als ich an ihr vorbei gehe und sagt mit einem strahlenden Lächeln, das ebenso schief in ihrem pausbäckigen Gesicht hängt: 'schönen Feierabend'. Ihre Bluse ist wie der Subtext Alarm-rot.