Sonntag, 16. Februar 2014

(von) Sinne!



(1) 
Der Zug der vorbei rauscht ist so laut das alles andere einfach verstummen muss. Einige versuchen noch dagegen anzuschreien, aber müssen sich nach ein paar wenigen Wortfetzen geschlagen geben. Man steht nur daneben und wundert sich, während sich die Armhaare zu Berge stehen. Zack – Zack – Zack. Der Zug rattert über die Gleise. Der Wind der dabei entsteht, föhnt kalt durch mein Haar. Der Ton ist schrill und doch irgendwie dumpf und löst manchmal fast so etwas wie einen Migräneanfall bei mir aus. Zumindest aber einen waschechten Tinitus. Danach fühlt man sich so wie betäubt oder überfahren, oder erst betäubt und dann überfahren. Nach ein paar Sekunden ratloses Schweigen nehmen die zuvor geschwätzigen Leute langsam wieder ihre angefangenen Gespräche auf. Sie reden, aber ich höre nur bla – bla – bla. Kein Wort, nur Stimmen. Irgendwo schreit ein Kind, irgendwo bellt ein Hund, ein Lautsprecher brüllt im monoton- gelangweiltem Durchsage-Ton irgendwelche Sätze in ein knatterndes Mikro. Auf meiner Haut bildet sich Gänsehaut, auf meinen Schläfen brummt es, als spiele dort ein wild gewordener Presslufthammer verrückt oder als wäre eine verstimmt Geige entgleist. Meine Ohren fiepen in einem mechanischem Ton der einem vermittelt ‚irgendwas funktioniert nicht mehr’, während ich versuche mich langsam vom einem weiteren traumatischen Zugerlebnis zu erholen



(2) 
Die Farbe des Kaffees ist Haselnussbraun. ¼ kalte Halbfett-Milch ergänzen den perfekten Geschmack von ¾ frisch gebrühtem, heißem Espresso. Es riecht gemütlich, nach vertrauter Heimat und fremder Ferne. Nach Ankommen und Wegwollen. Überall sein, Zuhause sein. Es wärmt die Hände, den Hals, es macht ein wohliges Gefühl im Bauch. Man trinkt zusammen, in Gemeinschaft, mit Gleichgesinnten. Oder allein, bewusst und zwischen Tür und Angel. In Häusern, in Cafés oder Draußen, auf Stühlen, Bänken und Boden. In Gedanken, mit Sonne im Nacken oder windigem Pony. In Kombination mit Kuchen oder Kippe, zu Aufheiterung oder zum Wachwerden. Vor dem Schlafen, nach dem Essen, dazu, als Ersatz. Am Ende bleibt ¼ des flüssigen Glücks übrig. Die Zeit des Genießens dauerte nicht länger als zehn Minuten. Dann ist auch der perfekte Espresso mit Milch kalt, eklig und irgendwie immer einen Tick zu milchig. 


_________________

An diesem falschen Aprilsonntag mal eine Portion (versuchtes Sinnes-) Kopfkino. Voilà! 

Montag, 3. Februar 2014

Immer dieses Leid



Immer diese Floskeln. Immer diese Sprichwörter. Wenn nicht heute, dann nicht morgen. Möglichkeiten, Wege, postmodernes Leid, überall wo man nur hinschaut. Immer dieses Hüpfen, dieses Laufen, dieses von dort ins hier und über den Milchteich zurück in die Sphäre der Verdammnis. Wenn man sich nur verlieren könnte, wenn man nur kein postmoderner Scherzkeks wäre, der sich gerade wissenschaftlich damit auseinander gesetzt hätte, dann würde man auch nicht so oft über dich stolpern. Jetzt ist es zwar noch nicht zu spät, aber trotzdem liegst du angeregt da und verzweifelst nahezu unsichtbar. Keine Hand wird aus deinem Grab wachsen, kein Huhn wird gerupft sein. Ratlose Wolken spenden dir Schatten, du aber badet in der Mitleidscrisis. Du denkst, man würde dir schon nicht den Atem nehmen und auch nicht von lebendigem Begraben sprechen. Aber einiges scheint es geben zu können, was vielleicht schlimmer sein sollte. Nix genaues hat man gesagt und nur euphorisch die Augenbrauen gezupft. Man kann es sich nicht vorstellen, wie es sich anfühlt, also man kann nur ablehnen. Geatmet wird, wenn auch kratzig, einfach weiter. Vielleicht verreckt man dabei an Luftverpestung und Schadstoffbekämpfungsmitteln, aber nicht daran. Hätte, wäre, wird man nicht erfahren. Der Hase, der Igel – wen interessiert das. Trotzdem fühlt es sich an wie einen Liter kalten Kaffee mit Muskatnussgeschmack zu schlürfen, dabei rückwärts zu gehen und vorwärts zu zählen. Wie einer der verwirrten Sprichwörter, völlig unkorrekt und unabgeschlossen. Draußen stürmt es und nichts hindert einen daran wegzufliegen. Die Luft riecht dabei nach einem Hauch von Allem und es könnte so einfach sein. Arme von sich strecken und los geht die wilde Fahrt. Blau – Ungewiss – Machbar. Aber das was man kennt, ist einem lieb. Man isst lieber vom selben Teller. Da ist es so schön kalt. Gewöhnliche Machtverhältnisse, gemachte Wäsche und ein altes Nest. Man stellt sich nicht, sondern verrennt sich. Über steinige Wege, mit ganz viel Butterbrot im Gepäck. Und Steinen in den Schuhen und Klößen im Hals. Gebrochenen Zehnen und Herzen an der falschen Stelle. Stress steht in den Sternen, aber auch auf deiner Stirn. Dein Magen versucht sich noch zu wehren, aber man kennt das ja. Es ist solange Nichts, bis man darüber stolpert. Rückwärts fällt. Einen Purzelbaum schlägt und gegen einen Baum knallt. Der Tag des Erwachens, die Woche die du zwar wolltest, aber jetzt lieber verbannen willst, der Monat, das Jahr, dass süße Nichts, das auf dich wartet. Mit offenen Armen verjagt. Du aufwachst und die Kotze nach kaltem Kaffee und Muskatnuss stinkt, aber du trotzdem nicht weg fliegen kannst. 


______
Glory Bachi-Days are over. Verwirr- und Lochness written all over my face. Now what?