Parallel zur (Gott sei Dank!) noch nicht vollendeten Marbosch-Serie und ebenfalls nicht weiter thematisierten How not to get lost Abhandlung (mein Blog ist bekannt für seine leeren Versprechen!) startet heute - völlig out of the blue - eine neue, innovative und wichtige Wortansammlung zum Thema meines Herzens: dem Essen. Ich gebe ihr den gesellschaftskritischen Namen "talking about…" und leite sie mit dem relevanten Gegenstand der Fleischwurst ein. Amen.
von kleinen Würstchen und dem ganz großen Wurstebrei
Ich habe Heißhunger auf Wurst! Auf eine billige fette
Fleischwurst, die einem den ganzen Tag immer wieder hochkommt und den Atem
zumindest für einen Tag versaut. Stattdessen sitze ich hier im Seminar und muss
darüber schreiben. In meinem Kopf schwirrt eine Masse aus zusammen
gestückeltem, wahrlosem Abfall – ein klassischer Wurstebrei!
Wurst ist ein Lebensmittel das aus Fleisch gewonnen wird.
Hauptsächlich aus Schwein, Rind oder Kalb, aber auch aus Lamm, Geflügel, Wild
oder Pferd besteht. Klar, wer kennt sie nicht, die Debatte um die gute alte
Pferdewurst. Und die banale Konsequenz die daraus entsteht, bei der ich nie so ganz schließen konnte, ob sie nicht eigentlich ironisch gemeint war: „In dieser
Wurst finden sich garantiert nur Reste von Schwein wieder“... Ich schweife ab.
Die Tiere werden also zerhackt, zerkleinert, geschreddert und durch den
Fleischwolf gejagt, mit Gewürzen versetzt und in einen Tierdarm gepresst.
Fertig ist die Wurst, wie man sie kennt.
Viel interessanter wird es jedoch, wenn man sich im weitesten
Sinne den Würsten widmet. Den armen und kleinen Würstchen, den Hanswursten und
beleidigten Leberwürsten. Der Wurst wird also eine enorme gesellschaftliche
Bedeutung zugeschrieben, die mir so nicht klar war: Es geht um die Wurst. Das
meiner Heimatstadt Gießen sogar ein Wurstsong gewidmet wurde, gibt der Wurst
(oder Woscht wie der Hesse sacht!) eine ungeahnte Diskurs- und Bedeutungsmacht. Die
Frage ist: woher kommt es, das Menschen, ja ganze Städte, mit Würsten
verglichen werden? Ist dies - im Land der tausend verschiedenen Würste - ein
vornehmlich deutsches Phänomen? Immerhin hat quasi jede zweite Stadt
Deutschlands eine eigene, ganz besondere, Wurst. Eine ganz eigene, speziell
entwickelte, die aus irgendwelchen Gründen bedeutsam zu sein scheint.
Am Ende jedoch Ernüchterung. Sowohl die Frankfurter als auch Nürnberger schmecken irgendwie gleich und das selbe Gefühl von
Überfressenheit, Fett und Salz kommt einem den ganzen Tag über, immer wieder, hoch. Irgendwas
zwischen dekadent und ekelerregend. Klar, irgendwie kann man da einen
gesellschaftlichen Vergleich ziehen. Es scheint also auch nicht abwegig, dass
es hauptsächlich verachtende Anspielungen sind, mit denen wurstähnliche Menschen
– die entweder besonders klein, arm dran, beleidigt oder sonst irgendwie
eigenartig sind - beschrieben werden. Um diese Phänomene näher zu
untersuchen bietet sich zwar ein einfaches googlen an, führt aber zu nicht
viel. Außer vielleicht, dass man jede Menge Zeit auf den endlosen Wurst-Blogs dieser Welt verbringt und
sich am Ende über gar nichts mehr wundert.
Die Wurst hat irgendwie zwei Enden,
wird besungen, diskutiert und schwer gefeiert, aber niemand weiß eigentlich,
was das alles zu bedeuten hat. Bei Wurst hört der Spaß auf, bei Wurst streiten
sich die Geister.Ist aber auch völlig Wurst!