Sonntag, 29. Juni 2014

what was left...



Was da blieb als ich ging war so etwas wie ein Haufen verschrumpelter Radieschen. Irgendwie alt, irgendwie kunstvoll. Alles ist auf einen wesentlichen Haufen zusammen geschrumpft. 

Wir sind Menschen, die mit Metaphern spielen und über Worte stolpern, die nicht richtig ausgesprochen werden. Die lachen, weil sie denken, sie könnten so was wie Superhelden werden, dabei sind sie nicht einmal über den Sinn der nächsten Tage schlüssig. Der wesentliche Haufen in dem sie liegen, besteht aus trockenen, schon leicht gammligen Blättern. Trotzdem denken sie, vielleicht könnte daraus noch etwas wachsen, etwas Kunstvolles und Neues entstehen. Sie denken, es ist noch nicht an der Zeit alles über den Haufen zu werfen. Wir sind Menschen die so denken. 


Nichts über den Haufen werfe ich nun also in meiner neuen, aber befristeten, Wahlheimat Dortmund. Da ich nicht weiß was auf mich zukommen wird, wie es kommt und wann es kommt, bleibt mir nicht viel als ein möglichst sorgloses „we will see“. 

Montag, 9. Juni 2014

Death and more of his friends...




Wenn Lebensmittel sterben und gleichzeitig zu neuem Leben erwachen…. 

Menschen die wir nicht kennen.



Als Intro schon mal vorab: ich spinne gerne herum, male mir Dinge aus, rede von Phänomen, die völlig banal sind und stelle mir vor, ich wäre jemand anders. Wenn man wie ich, in so einer beschaulichen Stadt wie Marburg wohnt, hat man dazu jede Menge Gelegenheit. In dieser Stadt, in der jede vierte Person studiert und fast jeder zweite etwas mit Uni zu tun hat, scheint es einen nicht groß zu verwundern, dass man im Laufe von fast vier Jahren nicht nur ein gewissen Repertoire an Orten, sondern auch an Menschen, kennt. Und wenn ich hier kennen schreibe, meine ich damit eigentlich nicht kennen! Ich rede hier von Menschen mit denen man kein Wort tauscht, vielleicht mal Hallo sagt oder nett lächelt, aber dies dann auch schon die Highlights waren! Alles was wir über diese Art von Menschen wissen, beruht allein auf ihre Erscheinung, die wiederum mit den Orten verknüpft ist – vielleicht noch mit den Menschen, die sie umgeben - an denen wir sie treffen. Daraus kann man dann ganz wunderbare – meist völlig spekulative -  Schlüsse ziehen. Ihr Lieblingsessen ist Döner,  ihr Geschmack ist eher bieder, ihre Haarfarbe ein Versehen, ihr Freund ein BWLer. Treffen wir diese Menschen fast täglich, glauben wir – auch wenn wir noch nie ein Wort miteinander wechselten – diese Schlüsse zu einem großen Ganzen zusammen puzzeln zu können und zu wissen mit wem wir es, zu tun haben. Ein kleines schüchternes Mädchen dass von allen geliebt werden will, dass auf Diät ist, aber nicht genug Sport macht und zu viel Eis isst, dass ihren Freund Pakete tragen lässt, aber nur, damit er sich gebraucht fühlt, oder so ähnlich. Wir sehen, was wir glauben. Isst die Nachbarin mit Hund ein Eis auf dem Heimweg, glauben wir zu wissen, dass sie einen Hund hat und gerne Eis isst. Das ist jedenfalls die kurze und einfache Schlussfolgerung! Einige dieser unbekannten-bekannten Gesichter treffen wir so häufig, dass wir entweder denken, dass sie uns – auf Grund von Ort und Zeitübereinstimmung – besonders ähnlich sind, die gleichen Vorlieben und den gleichen Geschmack haben, dass dies so etwas wie ein Kleinstadtphänomen sei, oder tippen auf Zufall und Schicksal. Manchmal wird es sogar so bizarr, dass wir auf unbekannte-bekannte Gesichter treffen, die uns ganz stark an Menschen erinnern, die wir wirklich zu kennen glauben. Dass wir sie verwechseln oder zumindest zwei Mal hin schauen müssen um einzusehen, dass es sich um so etwas wie eine optische oder charakteristische Täuschung handelt. Keine Frage, so was ist irgendwie unheimlich! Die Chance das eine Person erstes einer anderen zum verwechseln ähnlich aussieht, zweitens sich ähnlich verhält und sich drittens auch noch am gleichen Ort aufhält wie wir, nimmt uns zunächst einmal die Illusion, wir wären einzigartig. Hinzu kommt das diffuse Gefühl, etwas würde nicht stimmen oder als hätte das alles eine tiefere – vielleicht auch ganz andere - Bedeutung. Kein Wunder also, dass Doppelgänger in der Romantik und klassischen Literatur meist mit dem Verlust der eigenen Identität assoziiert wurden. Vermutlich gibt es auch Menschen, die so was völlig kalt lässt. Vermutlich gibt es Menschen, die über so etwas erst gar nicht nachdenken! Aber man ahnt es bereits, zu diesen gehöre ich nicht. Wenn ich durch die Straßen Marburgs laufe und einen meiner bekannten Unbekannten treffe, frage ich mich, wer diese Menschen sind. Statt sie zu fragen „äh hallo wer bist du?“. Stelle ich mir vor, ich sei sie und würde mich treffen. Würde ich mir - als anderes Ich - auffallen? Würde ich mich auch fragen, wer diese bekannte Unbekannte ist, die verwirrt durch die Oberstadt schlendert? Wenn ich einen vermeintlichen Doppelgänger sehe, stelle mir vor, wie diese doppelten Menschen leben und wieso sie den Menschen, die ich kenne, so ähneln. Ist das eine Frage der Perspektive und Wahrnehmung oder geht das auch anderen so? Projizieren wir einfach automatisch so viel Vertrautes auf Fremde Menschen, dass es nicht mehr auffällt, dass sie in Wirklichkeit ganz anders sind? Ja, so ein Rollentausch zwischen Ahrens und Markplatz stellt so einiges Kino auf den Kopf. Dass man  keine dieser Fragen je wirklich beantworten kann, ist dabei völlig unrelevant! Noch tückischer wird es dann nur noch mit virtuellen Gesichtern und Profilen, die zwar von realen Menschen erstellt wurden, aber die einem kaum das Gegenüber liefern können, dass man hat wenn man jemanden tatsächlich in die Augen schaut. Trotzdem unterhalten sich unsere elektronischen Doppelgänger miteinander, tauschen Gedanken, Worte und Bilder miteinander. Das sowie so andauernde Kommunikationsproblem nimmt – so jedenfalls der Verdacht  - mit der Zunahme an virtuellen Sphären und elektronischen Vertretern des eigenen Selbst zu. Die Frage wo und wie man mit wem wann spricht, scheint immer ungeklärter. Schreibt man eine Mail, eine Nachricht (bei Whatsapp oder eine SMS?), schreibt oder kommentiert man ein Profil (bei Facebook, Xing oder Instagramm? Und handelt es sich dabei um ein Fake-Profil oder ein echtes?) oder sollte man lieber direkt anrufen (Festnetz oder Handy? Welche Nummer ist die aktuelle?)? Wen hat man dann an der anderen Empfängerseite sitzen? Die Mitbewohnerin, den Freund, die Mutter oder einen Hacker? Wird der nicht genau ermittelbare Empfänger die Mitteilung sofort lesen, wird sie gestört oder gibt es ein Übertragungsproblem? Kein Empfang, kein Akku, kein Guthaben? Oder wird sie einfach bewusst nicht gelesen, es wird aufgelegt oder etwas abgestellt? Kennen wir diese Menschen wirklich so gut wie wir glauben und hätten wir uns eigentlich nicht etwas ganz anderes erwartet? Die zahlreichen Möglichkeiten, Optionen und Enttäuschungen werden also zum reinsten Massaker eines gut funktionierenden - bereits leicht verwirrten - Geistes! Kommen dann noch Emotionen ins Spiel - welche die Nachricht beinhaltet, der Sender sendet oder der Empfänger empfängt, kann dies – unter Umständen und wer würde es nicht verstehen – zu einem katastrophalen Ausmaß führen. Kommen wir also wieder zum Ursprungsgedanken, den der fremden – aber doch irgendwie bekannten – Menschen. Spinnen wir das Szenario weiter und zu stellen uns vor, sie einfach anzusprechen. Ihnen in die Augen zu sehen und sie kennen zu lernen. Vielleicht wäre das irgendwie langweilig, vielleicht auch enttäuschend, aber zumindest gäbe es dann keine Übertragungsfehler.