Unsere Antwort auf die Moderne, die eigentlich schon längst
überholt sein sollte, ist ein langes bedeutungsloses Schweigen, zwischen all
dem Bedeutungsvollen. Zwischen all dem bedeutungsvollen Scheiß, fällt man damit
auf. Unsere Antwort ist nicht nur komplette Überforderung, sondern auch eine Anti-Reaktion.
Nichts machen als Protestform so zusagen. Wir stellen uns regungslos und hoffen
dass etwas nicht passiert, oder dass etwas passiert ohne dass es bedeutungsvoll
sein muss. Wir hoffen darauf dass möglicherweise ein Stern vom Himmel fällt
ohne dass es jemand merkt, wir hoffen auf ein Dasein ohne Anwesenheitspflicht,
auf ein Genießen ohne davon zu schwätzen, davon zu träumen ein rießiges Himbeereis
zu essen. Solange wir dazu nicht fähig sind beschweren wir uns. Über die
Schwierigkeiten von fehlenden Generationssprüngen, über fehlende Entscheidungsfreudigkeit
sowie Himbeereis. Wir wollen alles, wir wollen es sofort, aber stattdessen
überfällt uns am Ende die ewige Müdigkeit und wir stellen uns schnell wieder völlig
regungslos. Nichts könnte in Zeiten wie diesen gefährlicher sein als mit Willen
Thesen um sich zu werfen und die Mutlosigkeit beim Namen zu nennen. Nichts
fürchten wir mehr als Stagnation und Starre. Dabei sind wir starr, dabei sind
wir unfähig uns fortzubewegen. Stattdessen reden wir lieber über dass
zwischenzeitliche Entfliehen der aktuellen Lage in Form von den wildesten Selbstfindungs-
und Roadtrips, spontanen Weltumrundungen und Ausflügen ins Blaue. Wir haben
zwar nie Geld, aber wenn dann wird es zum Fliehen benutzt, zum abhauen und blau
machen, also so richtig, da kommt man mit Lahn und Radler halt einfach nicht weit.
Wenn wir in der Ferne sind, sind wir nicht irgendwie viel geiler als sowieso
sondern nutzen auch den einzigen echten Vorteil der Postmoderne, nämlich das
völlig legitime überall sein. Die Luft scheint nicht nur leichter zu atmen
sondern auch viel vergnüglicher zu sein. Selbst der Asphalt scheint viel
weniger hart und sowieso muss schließlich dem Wettbewerb gerecht werden. Das
Bedeutet nicht nur Reise-Blogs schreiben und Fotos uploaden, sondern viel mehr das ausführliche Berichten von allem. Dass Ziel ist am Ende ist, dass nicht nur alle anderen
vor Neid erblassen, sondern mitmachen und so den postmodernen Reisewettbewerb
ankurbeln. Hoch hinaus, hoch und weit. So lange, so viel
wies geht. So wie alles was mit Post anfängt und Modern aufhört, so wie alles
was uns völlig fasziniert und doch irgendwie auch zu quälen scheint. Wie
Mülltrennung, wie Findungskrisen. Wir reden darüber, aber am Ende hängen wir
irgendwie in der Luft, lächeln versonnen und sind gleichzeitig auch ziemlich
deprimiert. Starren auf die Strand-, Berg-, Stadt- und Unterwasserbilder und sehnen uns ganz weit weg. Niemand scheint in der Lage eine Antwort zu finden die wirklich etwas
bedeuten könnte. Deshalb das lange Schweigen, deshalb keine Antwort als
Antwort.
- völlig postmodern also, postmodern-kritische Blog-Posts in Überflüsse.