Montag, 28. September 2020

verschleiert

(Kurze Zug-Schreib-Maßnahme als Gedanken-Ordnungs-Strategie)


Die Welt besteht aus so vielen Missverständnissen. 
Viele davon verschleiern die Realitäten. 
Zum Beispiel; Unsere Freiheit beruht auf anderer Ausbeutung. 
Oder; Das Recht was hier gilt, beruht auf anderen Ungerechtigkeiten.

Alles kriselt und kreist sich doch in unseren Köpfen ist es neblig. 

Wir denken; wir haben das Recht, es anderen zu verwehren. 
Wir meinen damit; wir sind mehr wert als andere.
Wir haben vergessen, dass alles ein großes Irrtum ist. 
Zufall wo wir herkommen, Zufall wo wir hingehen. 
Wir sagen; wir haben das Richtige und ihr das Falsche. 
Wir dürfen mit dem Finger auf "euch" zeigen und "ihr" schreien. 
Wir dürfen das.

Alle ängsteln, niemand weiß Bescheid. 

Viele trauen sich nicht. 
Viele sehen sich intensiv an.
Viele vergessen sich und werden mit der Zeit unsichtbar.
Viele vergessen die, die unsichtbar geworden sind.  

Menschen gehen nicht mehr als fünf Meter Sichtweite und fürchten sich vor der Ungewissheit auf der vermeintlich anderen Seite. 

Dabei ist die Welt rund und keine Scheibe. 
Dabei ist das Komplizierte viel einfacher, wenn man es mit Abstand betrachtet.

Und am Ende bleibt nicht viel, wenn alles geht. 
Sich alles dreht und einiges verloren geht.
Und wir, wir überleben garantiert nicht.

Freitag, 25. September 2020

Das leise Knistern

 
Du denkst es ist ganz einfach. Klamotten aus und rein. Pellst langsam deine Socken von deinen Füßen, die schon glühen und es nicht länger ertragen Können eingepfercht zu sein. Streifst deine Hose ab, wie ein Gewand nur sperriger, zerrender. Dann deinen Pullover, der das T-shirt direkt mitnimmt und du ein verknotetes Etwas um deinen Hals baumeln hast und dich um ein Haar selbst strangulierst. Dann stehst du immerhin schon mal da. Fast nackt. In Unterwäsche, nicht die glanzvollste, aber immerhin schwarz. Es hätte also schlimmer kommen können. Dann die Brüste befreien. Der Verschluss springt wider Erwarten einfach auf und sie sind frei und nackt, genau so wie es sein sollte. Der Slip zuletzt, schnell und dennoch bleibst du kurz hängen mit dem einen Bein und stolperst fast. Nun hast du es geschafft und stehst da. Ein Fuß berührt das Wasser. Es ist so kalt wie du es in Erinnerung hattest. Auch dein Körper erinnert sich. Arschkalt also. Ein erstes Zögern macht sich breit. Aber du bist ja schon nackt. Du kannst dich nicht schubsen, du kannst es nur durchstehen und musst mental stark sein. Aber du bist verbundbarbar. Fühlst dich wie ein rohes Ei oder wie ein Kind oder wie jemand der Angst hat, der nicht hart und kalt sondern weich und warm ist. Du fühlst dich auch ein wenig verlassen und so als ständest du vor etwas was du nicht ganz einschätzen kannst, aber von dem du vermutest es könnte etwas Großes werden. Du denkst dass alles in Sekunden, aber du frierst und dein Zeh zuckt. Irgendwann stehst du bis zum Bauch drinne und merkst den kritischen Punkt, den du bereits überschritten hast. Trotzdem; Du hattest dir das Alles anderes vorgestellt. Einfacher. Geschmeidiger. Du bist an Land gekrochen. Vor viel zu langer Zeit. Deine Schwimmhäute sind verklebt, dein Atmen ist viel zu kurz geworden. Und du fragst dich jetzt; Wie solllst du das schaffen? Doch du lässt dich ein, fällst und sinkst zugleicht. Spürst wie du leicht wirst und aufgehoben bist. Zwischen dir und dem Boden nichts, also genau wie fliegen, nur anders herum. Deine Arme zappeln und deine Beine strampeln und am Ende tust du das was zu am Besten kannst. Unter dir knistert es ganz leise und du fühlst dich irgendwie Zuhause. Über dir summen die Wellen. Deine Haare stehen zu Berge und deine Flossen fangen langsam wieder an zu wachsen. Und du schwimmst im Meer.