Montag, 25. August 2014

How to get lost… in Hamburg!




Teil 1

Moin, Moin, melde ich mich gewohnt verknautscht und mit mindestens drei neuen Stirnfalten aus Hamburch. Die Großstadt hat mich sozusagen mit all ihren schlängelnden Armen, Stresspickeln und Fettanlagerungen verschluckt. Sowie den Radfahrer, der heute morgen fast von meinem Bus überfahren wurde. Es war ein haarscharfes Vergnügen und bestätigt nur wieder meinen Verdacht, dass die meisten Gefahren im Leben auf dem Hin- oder Rückweg passieren. Manchmal sogar auf Zwischenwegen! Im Ernst, ich hatte schon so manche Nahtoderfahrungen auf zu engen Bussitzungen, schaukelnden Zügen und dampfenden Schiffen. Und Flugzeuge. Und Autos. Nicht zu vergessen die Fahrräder. Meistens war irgendwo ein Abgrund involviert, manchmal auch Kotze. Als ich mit diesem Gedanken after-work die S-Bahn betrat, blitzten und zündelten die Bahnschienen im Takt zum Nieselregen. Ich dachte erst ich träume, weil sowieso alles etwas verschwommen und unwirklich war, dann hielt ich es für Nebenwirkungen von seltsamen Wettereinfällen und zu viel Bildschirm-Arbeit. Nach acht Stunden Arbeit sehe ich wirklich kleine Vierecke und weiße Punkte. Im Nachhinein klar, eine Selbsterfüllende Prophezeiung. Erst als mir ein Mitfahrer einen spontanen, aber ebenfalls sehr beruhigten Blick zu warf und verwirrt gegen eine Zimmerpalme lief, merkte ich, dass ich mich in der Tat in einem faradayschen Käfig befand. Oder eben in Lebensgefahr, was ich zu diesem Zeitpunkt nicht ausschließen konnte. Was aber sonst kaum jemanden zu interessieren schien. Die Menschen sahen aneinander nicht an und tippen eifrig in ihre mobilen Wundergeräte, während ein kleines Mädchen im Prinzessinnenkleid verzweifelt versuchte durch einen Lab-Dance an der Festhaltestange Aufmerksamkeit zu bekommen. Außer ein paar böser Blicke war da nicht viel. Dann wurde ihr noch ein Bonbon verweigert. In dieser Zeit wurden meine Kopfschmerzen immer wacher und mein Magen immer flauer. Vielleicht lag es auch am Lab-Dance. Ich versuchte mich damit abzulenken, dass ich heimlich Whattsapp Nachrichten anderer Menschen lass, aber das führte - wer hätte es gedacht - eher zum gegenteiligen Effekt.  Ich versuchte nicht über das pinke Kleid des inzwischen sowieso schon enttäuschten Mädchen zu speien. Der Wagen hielt endlich. Weiß-grünlich-verpickelt schielte ich zunächst aus der sich öffnenden Tür heraus und konnte keine erneuten Anzeichen von blitzenden Schienen erkennen. Schwankend trat ich aus dem Käfig heraus, schleppte meinen sackartigen-verspannten Bürokörper die Treppen an der kaputten Rolltreppe vorbei ins Freie. Kühler Wind und Nieselregen empfang mich, dann fuhren direkt vor mir zwei Autos ineinander. Peng! Meine Stirnfalten kräuselten sich verdächtig. 


Teil 2 

Schon ganz richtig, die fröhlich insagramten Fotos sehen irgendwie nicht nach der Großstadt aus, die einen verschlucken könnte. Aber es handelt sich hierbei in der Tat um die verwirrt ausgelagerte und zweitgrößte Stadt Deutschlands. Hamburg als Sinnbild des einsamen Deichlands so zusagen. Ganz wunderbar um darin zu versumpfen. Sozusagen. 

Der Bus der an der Flutsammelstelle hält und mit der man zur nächsten blitzenden S-Bahn fährt, ist jedenfalls mindestens genauso abenteuerlich wie St. Pauli und die Schanze zusammen. Eignet sich aber eher nicht als Sonntagsausflug. Wegen störrischen Rentern, übereifrigen Radfahren und der Möglichkeit auf einem Gurkenfeld zu nächtigen. How to get lost on a Sonntagsausflug asap.