Montag, 17. November 2014

luckily you just survived another year!



Draußen ein letztes November-Leuchten, dass durch die kargen Bäume kläglich wimmert und ganze drei Minuten nach Aufmerksamkeit schreit. Trotzdem, im November freut man sich über jedes noch so kleine Leuchten. Das glatteste amerikanischen Kirschholz produziert die passenden, melancholischen Töne dazu, aber Kristallklar! Diese Soundqualitäten scheinen schließlich sogar meinen Vermieter überzeugt zu haben, der mir noch vor ein paar Tagen nachts um Drei vorgeworfen hatte, er sei zutiefst von mir (und meinem Lotterleben) enttäuscht. Vorher gratulierte er mir noch mit zitternder Stimme zum fünfundzwanzigsten Lebensjahr. Wir sahen uns kurz in die Augen und wussten nicht, wer von uns mehr Grund hatte zu heulen. Irritiert schloss ich die Tür und drückte den Power Button meiner krachend lauten Anlage. Klar, irgendwie ist so ein Leben auch erschöpfend, klar irgendwann sollte man lieber schlafen als zu Scooter zu tanzen und sich gleichzeitig ein paar Gin-Tonics rein zu ballern. Ja, aber ich dachte, dieser Tag wäre nicht unbedingt schon heute. So hätte ich das sagen sollen, stattdessen aber stammelte ich nur ein hilfloses "danke und sorry!". Jetzt, wo die Boxen nicht mehr so scheppern, bringt er mir sogar ein Glas Honig vorbei. Es folgte eine rührende Entschuldigung, wir gaben uns glückselig die Hand und eine leise Träne rann an unserer jeweiligen Wange herab (der letzte Punkt ist natürlich eine dramaturgische Lüge). Vielleicht waren es nur Gewissensbisse, vielleicht die Frau des Vermieters, die ebenfalls weinend ihren Mann so lange bekniete, bis er zu mir in den Bedienstetentrakt hinunter stieg… vielleicht ist dass aber auch der Zauber des Fünfundzwanzig-Seins, der gerade erst angefangen hat… Ich stocke hier kurz, denn gerade läuft der Herr Vermieter schon wieder an meinem Fenster vorbei, grinst, in seiner Rechten sein Lieblingsinstrument - der Kehrbesen - und seine linke Hand zu einem freudigem Peace-Zeichen geformt (in Wirklichkeit ist es nur die flache Hand!). Ein tatsächlicher Zauber also! Mit dieser fröhlichen Erkenntnis laufe ich in die Küche um mir einen Kaffee zu machen, der hoffentlich so stark ist, dass er mich nicht nur zum Arbeiten (damit meine ich nicht Bloggen), Putzen  und Lesen (dabei meine ich nicht eine erneute Episode aus Lena Dunhams Leben) bringt, sondern auch noch die restlichen Zauberkräfte aktiviert. Ein Zauber-Kaffee sozusagen. Draußen ist es immer noch November, also immer noch kalt und feucht. Das November-Leuchten ist inzwischen erloschen und ich will das Fenster schließen. Weil ich heute schon für alles  -außer Rewe-Schnittbrötchen mit Rewe-Wurst essen, Greys Anatomy gucken und Lena Dunham hypen - zu faul war,  bin ich natürlich auch zu faul auf den Tisch zu klettern oder mich irgendwie sonst näher ans Fenster zu begeben. Deswegen - und wegen meiner rutschigen Puschen - rutsche ich auch aus, bleibe an der schönen Happy-Birthday-Girlande hängen und haue mir dabei mit irgendwas - ich habe dieses seltsame Design-Objekt, das eigentlich ein Topfuntersetzer ist, im Verdacht - ein Veilchen unters Auge…

Congrats to my Self!