Samstag, 28. Juli 2018

der Sommer so lang wie ein Maxikleid

Der Sommer hört nicht auf. Jeden Morgen ist er wieder da und ich kann in Schlafshorts auf dem Balkon sitzen. Jeden Morgen cyan-blauer Himmel und sattes grün als Umrandung. Während der Schlafsand in meinen Augen ganz krustig wird und anfängt zu jucken, haben andere bereits Verhandlungen geführt, ernsthafte Worte gesagt, einen Roman geschrieben oder sind zumindest einen Halbmarathon gelaufen. Alles um mich herum surrt vor Geschäftigkeit, während ich mich im inneren Strukturien übe. Konkret heißt das: wach werden und Bewerbungen schreiben. Oder: Bauchmuskeln produzieren und Duschen. Während andere ihre zweite Mittagspause machen, umarmt der Sommer mich auch noch um halb eins, wenn ich mal das Haus verlasse und wie eine Katze im Kietz herum streunere. Sie empfängt mich mit einer Wucht, die mich fast umhaut, aber gleichzeitig meine Gedanken auf eine angenehme weise plättet. Gibt man mir etwas Zeit, so werde ich immer besser im Anpassen und Akzeptieren der gesamten Situation, die Menschen im allgemeinen 'Übergangsphase' nennen. Umso länger der Sommer anhält, umso mehr weiß ich um den Luxus dieser Zeit. Umso mehr weiß ich auch um meine Anpassungsfähigkeit, die ich mir sonst so häufig abspreche. 


Abends, wenn ein lauer Wind über meine Arme streift, wenn mir im T-shirt fast zu kalt, aber im Pulli eindeutig zu warm ist, gibt es mal wieder so einen Erkenntnismoment. Einen, wo man plötzlich weiß warum und wieso das alles. Ich stehe aufrecht und halbwegs stabil und wenn man mich um schmeißen wollte, würde man das natürlich schaffen, aber vielleicht nicht so leicht wie sonst. Meine Beinen scheinen verwurzelter und weniger runzliger. Einen Moment sehen sie fast glatt aus. Während ich mich noch wundere und von leichten Gedanken wie weggezogen werde, fängt es an zu regnen. Fast hätte ich vergessen was das ist. 

Mein Momente-Speicher ist randvoll und ich frage mich wieviele ich davon bald vergessen habe, wann meine Beine wieder zu jucken anfangen und mein Gleichgewichtssinn wieder schwindet. Für was meine Kompetenzen und Fähigkeiten ausreichen werden oder wieviel man mir so zutraut. Und natürlich wieviel ich mir selbst zutraue. Wenn ich daran denke, kribbeln meine Organe und mir wird noch wärmer als sowieso schon. Auch mein Hals kratzt wieder und ein leichtes Jucken wandert über den Oberarm. Dann erinnere ich mich an einen Satz, der bei mir Wirkung hinterlassen hat und fange an zu tanzen. In meinem Kopf und in der Realität, zwischen den Welten. (Und es funktionierte.)