Samstag, 15. September 2012




Tag 20:
Als temporäre kanarische Staatsbürgerin laufe ich am zwanzigsten Tag durch die Gassen von lalalalaguna. Es ist so heiß, dass ich von einem Schatten zum nächsten husche und dabei aufpassen muss nicht mit den anderen Einheimischen zu kollidieren. Naja, seien wir mal realistisch, nur weil ich seit kurzem einem grünen Wisch mit mir herumtrage, bin ich noch lange keine Einheimische. Obwohl, es pumpen mich inzwischen auch Bettler auf Spanisch an, oder Einheimische fragen mich nach dem Weg, den ich leider nie kenne. Komischerweise ist mein Orientierungssinn auf dieser Insel nämlich andauernd irritiert. Jede Gasse, jeder Schatten sieht gleich aus. Gleich schließen alle Läden, dass heißt das auch ich, als temporäre Kanarin, jetzt erstmal Siesta mache. Die Gassen schwirren vor Hitze und die echten Einheimischen schütteln nur irritiert mit dem Kopf. In den Läden findet man inzwischen nur noch das Herbstsortiment das aus Boots und Strickpullovern besteht. Sie warnen uns hier alle vorm Kälteeinbruch, der jeder Zeit erwartet und teilweise schon herbei gesehnt wird. Sie warnen uns so eindringlich, dass wir, also die ‚Eramu’, uns inzwischen alle vor einem Ende der 30Grad-Sonnenschein-Hitzewelle fürchten. Um also noch mal jeden Sonnenstrahl mit zu nehmen, wird von einem zum anderen Strand gejagt und zwischendrin auf den heimischen Dachterrassen gegrillt. Auch Fleisch auf dem Grill; im Grunde würde es aber völlig ausreichen das Fleisch irgendwo hinzulegen und ein paar Minuten zu warten. Zack- durch! Außerdem fürchten sich die ‚Eramu’ vor der Uni, die zwar, Gerüchten zu Folge, schon diese Woche begonnen haben soll, Gerüchten zu Folge aber auch eher als Scheinwoche zu betrachten ist und von so vielen Fiestas und Feiertagen unterbrochen ist, dass es sich für einen sowie nur schein-immatrikulierten ‚Eramu’ schlichtweg nicht lohnt dort zu erscheinen. Montag gibt es dann aber vermutlich keine scheinheiligen Ausreden mehr und fortan sitzen wir in Vorlesungen von denen wir nur einen minimalsten Bruchteil von dem Verstehen was wir eigentlich sollten; zum Besipiel ‚Hola’ und ‚hasta manana’. Da baue ich doch schon mal voll auf mein neues Aufheiterungs-Erfrischungsgetränk; nämlich eiskalte Schweppes mit einem Spritzer Orangensaft. Am Besten Literweise und am Besten keine Illusionen mehr. Ansonsten wirkt auch der Moijto für 3 Euro meistens irgendwie aufheiternd. Genau wie meine Mitbewohnis, genau wie Feuerwerke, Rießenwellen und nette Menschen die sich immer wieder über meinen Namen freuen. Das erfreut dann natürlich auch mich. Der Ankommensprozess schreitet also kontinuierlich fort.

Eben fragt mich ein übriggebliebenes deutsches Touri-Pärchen: „Lebst du hier?“. 
Meine Bräune ist inzwischen also überzeugend. Wo der Walddorfkindergarten war wusste ich natürlich trotzdem nicht. 

Sonnige Insel-Grüße aus Tenerife!