Tag 20:
Als temporäre kanarische Staatsbürgerin laufe ich am zwanzigsten
Tag durch die Gassen von lalalalaguna. Es ist so heiß, dass ich von einem
Schatten zum nächsten husche und dabei aufpassen muss nicht mit den anderen
Einheimischen zu kollidieren. Naja, seien wir mal realistisch, nur weil ich
seit kurzem einem grünen Wisch mit mir herumtrage, bin ich noch lange keine
Einheimische. Obwohl, es pumpen mich inzwischen auch Bettler auf Spanisch an,
oder Einheimische fragen mich nach dem Weg, den ich leider nie kenne. Komischerweise
ist mein Orientierungssinn auf dieser Insel nämlich andauernd irritiert. Jede
Gasse, jeder Schatten sieht gleich aus. Gleich schließen alle Läden, dass heißt
das auch ich, als temporäre Kanarin, jetzt erstmal Siesta mache. Die Gassen
schwirren vor Hitze und die echten Einheimischen schütteln nur irritiert mit
dem Kopf. In den Läden findet man inzwischen nur noch das Herbstsortiment das
aus Boots und Strickpullovern besteht. Sie warnen uns hier alle vorm
Kälteeinbruch, der jeder Zeit erwartet und teilweise schon herbei gesehnt wird.
Sie warnen uns so eindringlich, dass wir, also die ‚Eramu’, uns inzwischen alle
vor einem Ende der 30Grad-Sonnenschein-Hitzewelle fürchten. Um also noch mal
jeden Sonnenstrahl mit zu nehmen, wird von einem zum anderen Strand gejagt und
zwischendrin auf den heimischen Dachterrassen gegrillt. Auch Fleisch auf dem
Grill; im Grunde würde es aber völlig ausreichen das Fleisch irgendwo
hinzulegen und ein paar Minuten zu warten. Zack- durch! Außerdem fürchten sich
die ‚Eramu’ vor der Uni, die zwar, Gerüchten zu Folge, schon diese Woche
begonnen haben soll, Gerüchten zu Folge aber auch eher als Scheinwoche zu betrachten
ist und von so vielen Fiestas und Feiertagen unterbrochen ist, dass es sich für
einen sowie nur schein-immatrikulierten ‚Eramu’ schlichtweg nicht lohnt dort zu
erscheinen. Montag gibt es dann aber vermutlich keine scheinheiligen Ausreden mehr und fortan sitzen wir in Vorlesungen von denen wir nur einen minimalsten
Bruchteil von dem Verstehen was wir eigentlich sollten; zum Besipiel ‚Hola’ und
‚hasta manana’. Da baue ich doch schon mal voll auf mein neues
Aufheiterungs-Erfrischungsgetränk; nämlich eiskalte Schweppes mit einem
Spritzer Orangensaft. Am Besten Literweise und am Besten keine Illusionen mehr.
Ansonsten wirkt auch der Moijto für 3 Euro meistens irgendwie aufheiternd. Genau
wie meine Mitbewohnis, genau wie Feuerwerke, Rießenwellen und nette Menschen
die sich immer wieder über meinen Namen freuen. Das erfreut dann natürlich auch
mich. Der Ankommensprozess schreitet also kontinuierlich fort.
Eben fragt mich
ein übriggebliebenes deutsches Touri-Pärchen: „Lebst du hier?“.
Meine Bräune
ist inzwischen also überzeugend. Wo der Walddorfkindergarten war wusste ich
natürlich trotzdem nicht.
Sonnige Insel-Grüße aus Tenerife!