Freitag, 18. März 2016

Selbstinszenierungwahn bei gleichzeitiger Sozialphobie


In meinen besten Momenten fühle ich mich wie Robin Hood (ich werde allen helfen!), von den schlechten will ich erst gar nicht anfangen. Ich will die Aufmerksamkeit und Muse von Lena Dunham bei gleichzeitiger Selbstinszenierungsangst. Das führt zu einer Doppel-Moral und ambivalenten Selbst-Darstellung, unter der wahrscheinlich auch Lena Dunham selbst zu leiden scheint (vielleicht auch nicht). Klicks werden dann plötzlich mit echtem Lob gleichsetzt und keine Klicks mit dem Fernbleiben einer lang geplanten Ausstellung (welche geplante Ausstellung?). Dort stehe nur ich, starre auf meine armselige Präsenz und meine ungesehenen Bilder und Texte. Während mir allein bei dieser Vorstellung eine ebenso armseelige Träne - die ebenfalls auch von Gähnen kommen könnte - die Wange herunter tropft, laufe ich durch eine Stadt, in der ich manchmal wünschte, inkognito zu sein. Nicht, das ich hier bekannt wäre, nein, dass hat alles viel mehr mit der Größe der Kleinstadt und der Anzahl der Jahre, in denen ich hier schon mein Ich suche und finde, zu tun. Es hat auch mehr mit den spriesenden Pickeln als mit meiner Sozialphobie (wie bitte?!) zu tun. Der Preis Lena Dunham zu sein, scheint mir plötzlich ebenso unvorstellbar hoch wie absurd. Als ob ich mit sozialen und unsozialen Netzwerken, Post und Tweets, die im Newsfeed immer ganz oben erscheinen meinen Selbstwert pushen könnte (könnte ich? sollte ich? wollte ich?)!. Als ob meine Laune wegen ein paar Zeilen und einem ironischen Hashtag darunter steigen könnte (vielleicht?). Das ist immer der Moment wo ich mir mit Realismus komme (bringt nicht viel). Ein Mensch der sich nur in der realen denn in der virtuellen Welt aufhält, freut sich über Komplimente, warmherzige Umarmungen und eine neue Bekanntschaft (mache ich ja auch). Leute wie ich sagen immer sie können nicht mit Komplimenten umgehen (können sie auch nicht!), wollen aber trotzdem welche hören oder sehen oder eben so ein dämliches Däumchen da! Virtuelle Inszenierer wie ich möchte niemals von virtuellem Applaus, niemals vom virtuellen Publikum abhängig sein, aber das wäre ja ganz so, als würde man Theater spielen und keiner sieht zu. Das geht schon, aber dass will ja niemand. Wir (auf einmal sind es schon ganz viele Ichs) wollen gesehen werden, verstanden werden, Applaus bekommen, aber niemals im Rampenlicht gestanden haben. Am Liebsten ganz viel Ruhm, ganz viel Hurra, aber nichts gesagt haben (und wenn nur unter falschem Namen). Den Arsch lieber nicht riskiert und die Socken lieber angezogen haben (?). 
Ich laufe also mit gesenktem Haupt durch die Stadt die ich so liebe, die mich so liebt (tut sie das?) und trete in ein großen Kackhaufen (tut sie nicht), laufe um ein Haar gegen eine Laterne und falle dabei ein bisschen vom Gehweg (wegen des dramaturgischen Verlauf). Eine helfende Hand, die ich zufällig kenne, führt mich zurück auf den richtigen Pfad und macht mir gleichzeitig ein Kompliment das ich nicht annehmen kann (ach, wie, was, niemals). Ich schäme mich. Ich schäme mich auch jetzt. Wir laufen ein bisschen weiter, dann sagt die Person, sie schäme sich hingegen für Menschen die sich immer so darstellen müssten. Dieses ständige Inszenieren und Wetteifern! Ich nicke eifrig. Ich lösche meine Facebookseite, mein Portfolio, meinen Blog (im Geiste) und eröffne sie dann gleich wieder (im Geiste und aus Protest). Ich verabschiede mich höflich und ohne weitere Komplimente zurück und kann nicht fassen, was für eine korrupter, unfreier und von anderen Menschen abhängige Person ich geworden bin, achwas schon immer war! Dabei will ich doch immer nur mein Ding machen, mein inneres Gleichgewicht halten, meine Meinung sagen (denkste!). Die Gier treibt mich an, die Lust an etwas was man nicht so einfach erklären kann (ich könnte es mit dem Wort 'Anerkennung' versuchen). In meinen besten Momenten denke ich vielleicht an Robin Hood, in Schlechten viellleicht an die nackte Lena Dunham. Das machtvolle Gefühl ist ein Ähnliches, die Anerkennung der beiden wohl gelinde gesagt ambivalent. So wie dieses, zudem narzistische, fast notgeiles Unterfangen. Denn wenn ich mal ehrlich bin, habe diesen (Nicht-)Text hauptsächlich für ein paar Klicks geschrieben. 

Klick. Klack.