Samstag, 29. Dezember 2018

2018: let's sum it up!

Lights will guide you! Aber wohin bloß?
Ja, ich wollte schon immer mal einen Jahresrückblick schreiben! Also: here you go, Generalisierungen und Romantisierungen sind natürlich vorprogrammiert. (Die Untermalung mit Jahresendzeitstimmungsbildern ist natürlich relevant!)

Fangen wir an mit '2018 in einem Wort': voll. Voll gepackt mit Anstrengungen, Glücksmomenten, voller Zweifeln und voller Erfolg. Voll mit Krankheiten, voll mit Gesundheiten (Hatschiii). Wahnsinnig schönem Wetter und einem nicht enden wollendem Sommer. Einigen großartigen Reisen und ein paar Meilensteinen: einem Master und einem ("wirklich richtigen!") Job. Mein Vater freute sich jedenfalls "hast du es kurz vor 30 doch noch geschafft!". Ja, was soll ich sagen? Auf den letzten Metern Abgrund noch mal Vollgas gegeben (so wie man im Master Kulturwissenschaften eben 'Vollgas' geben kann). Dieser geistige, körperliche und psychische Rundum-Einsatz hatte zur Folge, dass 2018 im Gegensatz zu 2017 wirklich kein bisschen langweilig. Also immerhin!

'Meine Lieblingsorte 2018':
Die ersten Monate des neuen Jahres verbrachte ich hauptsächlich an einem Ort: der niegelnagel neuen Uni-Bib. Noch vor allen anderen vielen anderen Menschen konnte ich den schiffsartigen Koloss mit Modern-Art-Galerie Charakter stundenlang 'erforschen'. Ich fuhr nicht nur Bücher durch alle öffentlichen und geheimen Stockwerke und gab ihnen ein neues Zuhause, nein, ich wurde am Ende zum Bib-Vorzeige-Gesicht durch einen spontanen Dreh vom Hessischen Rundfunk. Mit einem Satz und ein paar seltsamen Moves wurde ich quasi über Nacht berühmt (haha). Naja, jedenfalls 5 Sekunden Fame oder so. 
Die andere Hälfte meiner Zeit saß ich an einem Platz im ersten Stock rechts vor dem Baum und schrieb. Über Menstruation. Meine Masterarbeit.
Meine anderen Lieblingsorte waren im nicht endenden Sommer der Lahnsteg und das Lahnwehr im Südviertels Marburgs, wo ich stundenlang rum lag und mir Gedanken über meine Zukunft machte, hin und wieder ins Wasser sprang und sogar einen leichten Teint bekam.
Den ganzen Sommer war ich ansonsten auch ein großer Fan unserer Wohnung. Flutlicht olé! Da uns dieses Fluchtlicht im Winter aber als Wärmequelle ausreichte, zogen wir etwas überstürzt aus dem Bunker in den AKW. Dort gibt es endlich Wärme im Winter (aber keinen Atomstorm!) und bald auch viel Platz. Erstmal haben wir uns aber im Downsizing erprobt und es uns auf 15 Quatratzimmer bequem gemacht. C und ich waren ausserdem zum ersten Mal beide gleichzeitig krank, die Virenanzahl verteilt auf die Quadratmeterzahl war also gigantisch. Ansonsten haben wir wieder ein bisschen wildromantisches WG-Feeling abbekommen und geniessen dazu die Stille mit Alpenfeeling. Alles traumhaft sollte man meinen.

Ebenfalls ein Hightlight 2018: die Sperrung der Erlenringbrücke in Marburg!
Albträume und Träume 2018: dieses Jahr hatte ich sowohl intensivere Alb- als auch normal-gute Träume, wenn ich das mal so im Kopf überschlage. Die meisten Ängste rührten und rühren vermutlich aus dem Feld der Arbeits- und Versagens-Angst, welche dieses Jahr vermutlich besonders stark ausgeprägt war. Nicht groß verwunderlich, weil es (gefühlt) so viel zu Versagen und Arbeiten gab. Vergleiche mit anderen Menschen haben die Sache noch nie verbessert, wurden aber immer wieder gerne von mir als Mittel der Qual genutzt. Besonders gut funktioniert das übrings wenn man irgendwelche alten Bekannten oder Klassenkameraden stalkt und sich dann eine perfekte Welt ausmalt. Nur so als kleiner Tipp. Auch schön scheisse fühlt man sich, wenn man Menschen trifft, die viel jünger, viel schöner und viel weiter gekommen sind als man selbst. Und davon gibt es bekanntlich zahlreiche, wenn man erstmal mit dem Suchen anfängt. Trotz meiner ausgeprägten Selbstzweifel habe ich ziemlich schnell einen Job gefunden, was nicht heisst das sich die Zweifel damit erledigt hätten. Im Gegenteil: manchmal fühle ich mich so hilflos und klein wie nie zu vor. Und das mit fast 30. Komisch, wenn ich dann an mein jugendliches Ich denke, das dachte 'mit 30 hast du deinen Shit auf jeden Fall zusammen, trägst jeden Tag Highheels und bist auf jeden Fall reich' (oh man!). Ein vielzitiertes Zitat das ich dieses Jahr wieder ausgepackt habe und an dieser Stelle gut passt "nobody said it would be easy, no one ever said it would be this hard" (opa coldplay).
Einen Traum den ich mir (ungeachtet das es ein Traum sein könnte) erfüllt habe, war meine Wanderschaft zwischen Master und Job, meine selbstkreeiertes Übergangsritual. 260 km durch Portugal und Spanien, zu Fuß. Definitiv ein Highlight, auch weil ich noch nie so wenig über den Sinn des oder meines Lebens nachgedacht habe: erfrischend.
Dass ich meine Masterarbeit über Menstruation geforscht und geschrieben habe, war ebenfalls kein Traum von mir, hat aber am Ende ganz gut funktioniert. Der Körper und Gender Themen-Komplex hat mich also noch nicht losgelassen und fängt immer wieder ein bisschen Feuer.
triste Komposition mit Hoffnungsschimmer
Mein neuer Job hat (interesanterweise?) mit alldem wenig zu tun. Er strengt mich an und fordert mich auf ungeahnte weise. Bürokratie trifft Netzwerk und zeugt zusammen ein Projekt. Das mit einigen Ambivalenzen und schwierigen Bedingungen inflitriert ist. Aber ich versuche mich im Glauben, dass alles irgendwie seinen Platz findet und übe mich auf dem Weg darin, weniger Vollgas zu geben und kleine Etappensiege zu feiern. 

Reisen 2018: holländisches Silvester, mallorquinischer Frühling, Krakow im Juni und Schweden im August, den Abschluss machte der portugisischer Jakobsweg im September/ Oktober und ein paar Tage Auszeit im Renterort zwischen den Jahren. Das Jahr war voller schöner, intensiver und überraschender Reisen. Ich hätte zum Beispiel nicht gedacht, dass ich irgendwann mal wieder mit meinen Eltern verreise. Und das es erstaunlich entspannt werden sollte. Und so kalt! Krakow hat mir wieder Lust auf Reisen und sich treiben lassen gemacht und Schweden gezeigt, dass ich doch die südlichen Gefilde und Meer bevorzuge. Aber das ist ja auch okay.

(Non-) Entdeckungen und Erkenntnisse 2018: Ich habe Jonglieren gelernt! Diesen Erfolg hätte ich fast vergessen zu erwähnen. Einen schönen Köpper habe ich leider nicht geschafft. Mit Haarseife bin ich auch nicht warm geworden. Dafür hatte ich ein paar andere Erkenntnisse, zum Beispiel, dass die Welt nicht von meiner Arbeit abhängt oder untergeht (die Bib allerdings schon. Ich sage nur Jahrhundertflut!). Auch, dass Pendeln eine Herrausforderung darstellt, besonders wenn man auf öffentliche Verkehrsmittel und Fahrräder angewiesen ist. Dazu die Schlagwörter: Virenschleuder, Hustkonzert und Oberleitungsstörung (natürlich!). Mit einem E-Bike unter dem Arsch sähe die Sache vielleicht etwas bequemer, allerdings nicht viel weniger nervig aus.

Weniger Müll wäre schön!
2018 begann mit Regenwetter in Holland und einem gerade erholten Grippekörper und endet mit einem (hoffentlich bis dahin) erholten Grippekörper bei Regenwetter (recht wahrscheinlich!) in der Eifel. Also irgendwie doch rund.

Meine Pläne für kommendes Jahr: endlich doch noch einen gestählten Körper mit einprogrammierter Viren-Abwehr bekommen, äh kaufen? Keine Ahnung, jedenfalls stählern! Vielleicht doch mal mehr schreiben? Vielleicht doch entspannter werden? Die typisch idiotischen Vorsätze also. Ansonsten habe ich noch andere absurde Wünsche zum Beispiel polnisch lernen oder endlich mal einen leckeren Kuchen backen. Oder natürlich besagtes E-Bike, als Möglichkeit mal mit so richtig PS Gaß zu geben (haha). Und wenn es nur für den AKW-Hügel gut sein wird! Als Altervorsorge und PlanXY steht auch immer noch ein Traum-Tiny-House auf meiner Wunschliste. Natürlich mit integrierter Regendusche und rießen Badewanne!
Natürlich wünsche ich mir immer noch eine bessere Welt, weniger Krieg und mehr Verständnis für alle! Aber ich bin auch dankbar, für das, was ich habe und das, was ich seien kann. Jedenfalls versuche ich das (auch wenn es mir nicht immer geklingt). Danke an alle Menschen, die täglich dazu beitragen, dass die Welt in der ich lebe so herzlich und bunt ist!