Montag, 21. August 2017

How to get lost ...in your head!

Aufpassen und durchatmen, denn Achtung: übertriebenes Grumpy Cat in the house! 



Ich spiele mit dem Feuer, während mein linker Fuß aufgeregt zuckt. Ich spüre schon ein Brennen, aber aufhören will ich auch nicht. Wieso sollte Selbstzerstörung nicht ein genussvoller Zeitvertreib sein? Warum sollte ich – kurz vorm Verglühen – einfach aufhören? Ich rauche eine Zigarette um mich vom langsam überrollenden Schmerz abzulenken, aber nichts könnte das Nichts betäuben. Versunken in alten Kisten und Kammern meiner Seele suche ich nach Antworten auf die ich keine Fragen habe, suche ich nach Sinn und vor allem nach Halt. Als würde man so was im Staub finden! Mein Kopf rattert und scannt Erlebnis für Erlebnis wie Barcodes ab. Immer wieder ploppen Fenster auf und ich merke, dass mein Adblock bereits aufgegeben hat. Ich werde voll gespamt und kann nichts anderes tun, als mich voll und ganz drauf ein zu lassen. Irgendwann werde ich unter einem riesigen Berg Müll aufwachen und auch nicht mehr wissen. Dieser Müll ist nicht mal sortiert, er stinkt und erinnert mich daran wie wichtig Umweltschutz ist. Aber was ist schon wichtig, wenn jeder Zeit alles explodieren könnte? Und ich spreche jetzt nicht nur von dem Chaos und Wirrwarr in meinem Kopf, von den viel zu warmen und den viel zu kalten Tagen, vom Gefühl überrannt und übermannt zu werden. Nein, ich spreche jetzt von realitätsnahen Szenarios.

1. Ich schreibe hundertausend Wörter leeren Inhalt, beherrsche zwar inzwischen ein bisschen Kommasetzung, aber das war's dann auch schon. Meine hundemüden Finger tippen monotone Gedanken in Worddokumente, die alle paar Minuten abstürzen, während die "Life sucks" Playlist nicht mal mehr laden will. 

2. Wenn ich Glück habe und bald Seitenweise produzierte und abermals reproduzierte Inhalte gespeichert, ausgedruckt und eingereicht habe, steht meinem Abenteuer Masterabschluss nicht mehr viel im Wege. Außer der Masterarbeit ansich natürlich. Dieses - bisher unangetaste Werk - wird niemals das wiederspiegeln was ich Jahrelang gemacht habe (was ich alles an gefährlichem Halbwissen angehäuft habe!) Nein, es wird nicht mal wiederspiegeln was ich das letzte Jahr gemacht habe! Dafür müsste ich viel eher mein Tagebuch publizieren, was allerdings ebenfalls lückenhaft und wahrscheinlich eine ebenso bekloppte Idee wäre. Aber, ich wäre endlich fertig

3. Zack, ich wäre fertig und hey, das Leben läge mir natürlich zu Füßen. Mir würde nicht mehr viel bleiben, als darauf rum zu tanzen, zu trampeln und hier und da ein bisschen ein bisschen zu hüpfen. Natürlich, ich würde erst einmal ne ordentliche Post-Master-Krise entwickeln, so wie sich das gehört. Und dann doch lieber noch ein bisschen eingeschrieben bleiben, denn was ich mit Soziologie, Kulturwissenschaft und all dem anderen Kram  - außerhalb von gefährlichen Diskussionen - anfangen soll, konnte mir bisher noch niemand erklären. Aber, ich könnte endlich, endlich mal Bestseller-Autorin werden. Denn hey, davon wurde ich ja bisher - pausenlos - abgehalten. 

4. Bisher habe ich mir nur meinen dramatischen Mikrokosmos angesehen und all das wirkliche Leid völlig ausgeblendet. Denn worüber man sich sonst noch so aufregen oder wirklich Gedanken machen kann ist offensichtlich. Offensichtlich leben wir in einer sich selbstzerstörenden Welt, wie passend. Alle erzählen dir zwar immer, du sollst du dich auf das Positive konzentrieren und dein Hirn anstrengen damit DU DEIN LEBEN wenigstens ein bisschen schön gestaltest, aber eigentlich heißt das auch zu vergessen wieviel Scheiße um dich herum passiert. Und eigentlich meint das auch, dass du dich permanent ändern sollst und eigentlich bedeutet das auch, dass jede und jeder seines Glückes Schmied ist. Im Umkehrschluss: Du bist selbst Schuld, wenn dir nicht das Glück aus dem Arsch strahlt. Denn mit ein bisschen mehr positiven Afirmationen, kreativen Mind-Sets, ein bisschen Charken-Öffnung und Glauben wäre die Welt ein wunderbarer Ort. Zumindest für dich. Klar, in die Falle tappe ich auch andauernd. Aber gesellschaftliche Partizipation und Weltveränderung passiert so logischerweise auch nicht

5. Und ich tappe in die Falle. Konzentriere mich wieder nur auf mein Kopfkino, dass nichts mit all dem zu tun hat. Und sich dennoch im Kosmos verliert wie ein kleiner Funke, der vom loderenden Feuer weg springt. Durch das Aufschreiben zerstört sich die Selbstverstörung und die Müllberge werden langsam den Standards entsprechend sortiert und recycelt

Der linke Fuß zappelt nicht mehr und ist inzwischen wieder taub geworden, von der Zigarette ist nur noch die Glut ürbig geblieben, kein Schmerz, kein Feuer. Versunken liege ich zwischen riesigen Bergen Büchern, Post-its und kaltem Kaffee und stelle fest, dass ich noch immer auf einen Bildschirm voll Nichts starre