Sonntag, 8. Juli 2012

Das Schweigen der Postmoderne




Unsere Antwort auf die Moderne, die eigentlich schon längst überholt sein sollte, ist ein langes bedeutungsloses Schweigen, zwischen all dem Bedeutungsvollen. Zwischen all dem bedeutungsvollen Scheiß, fällt man damit auf. Unsere Antwort ist nicht nur komplette Überforderung, sondern auch eine Anti-Reaktion. Nichts machen als Protestform so zusagen. Wir stellen uns regungslos und hoffen dass etwas nicht passiert, oder dass etwas passiert ohne dass es bedeutungsvoll sein muss. Wir hoffen darauf dass möglicherweise ein Stern vom Himmel fällt ohne dass es jemand merkt, wir hoffen auf ein Dasein ohne Anwesenheitspflicht, auf ein Genießen ohne davon zu schwätzen, davon zu träumen ein rießiges Himbeereis zu essen. Solange wir dazu nicht fähig sind beschweren wir uns. Über die Schwierigkeiten von fehlenden Generationssprüngen, über fehlende Entscheidungsfreudigkeit sowie Himbeereis. Wir wollen alles, wir wollen es sofort, aber stattdessen überfällt uns am Ende die ewige Müdigkeit und wir stellen uns schnell wieder völlig regungslos. Nichts könnte in Zeiten wie diesen gefährlicher sein als mit Willen Thesen um sich zu werfen und die Mutlosigkeit beim Namen zu nennen. Nichts fürchten wir mehr als Stagnation und Starre. Dabei sind wir starr, dabei sind wir unfähig uns fortzubewegen. Stattdessen reden wir lieber über dass zwischenzeitliche Entfliehen der aktuellen Lage in Form von den wildesten Selbstfindungs- und Roadtrips, spontanen Weltumrundungen und Ausflügen ins Blaue. Wir haben zwar nie Geld, aber wenn dann wird es zum Fliehen benutzt, zum abhauen und blau machen, also so richtig, da kommt man mit Lahn und Radler halt einfach nicht weit. Wenn wir in der Ferne sind, sind wir nicht irgendwie viel geiler als sowieso sondern nutzen auch den einzigen echten Vorteil der Postmoderne, nämlich das völlig legitime überall sein. Die Luft scheint nicht nur leichter zu atmen sondern auch viel vergnüglicher zu sein. Selbst der Asphalt scheint viel weniger hart und sowieso muss schließlich dem Wettbewerb gerecht werden. Das Bedeutet nicht nur Reise-Blogs schreiben und Fotos uploaden, sondern viel mehr das ausführliche Berichten von allem. Dass Ziel ist am Ende ist, dass nicht nur alle anderen vor Neid erblassen, sondern mitmachen und so den postmodernen Reisewettbewerb ankurbeln. Hoch hinaus, hoch und weit. So lange, so viel wies geht. So wie alles was mit Post anfängt und Modern aufhört, so wie alles was uns völlig fasziniert und doch irgendwie auch zu quälen scheint. Wie Mülltrennung, wie Findungskrisen. Wir reden darüber, aber am Ende hängen wir irgendwie in der Luft, lächeln versonnen und sind gleichzeitig auch ziemlich deprimiert.  Starren auf die Strand-, Berg-, Stadt- und Unterwasserbilder und sehnen uns ganz weit weg. Niemand scheint in der Lage eine Antwort zu finden die wirklich etwas bedeuten könnte. Deshalb das lange Schweigen, deshalb keine Antwort als Antwort. 


- völlig postmodern also, postmodern-kritische Blog-Posts in Überflüsse.